Der wilde Norden der Costa Brava in der Region L`Empordà - El Port de la Selva, Llanca, Colera, Portbou
Teil 17 von 18: Überwintern mit dem Wohnmobil in Südfrankreich (Provence - Cote d`Azur - Languedoc-Roussillon) und Nordspanien (Katalonien - Costa Brava) 09.12.2017 - 06.03.2018
Die letzten Tage unserer Überwinterung in Spanien verbringen wir im Norden der Costa Brava an der Küste zwischen El Port de la Selva und Portbou an der Grenze zu Frankreich. Dabei gerate ich wenige Minuten vor der Ausreise noch mit dem spanischen Gesetz und einer Hüterin desselben in Konflikt!
Am Ende dieser Seite zeigen wir euch eine Karte unseres Reisegebietes L`Empordà und vergleichen die Größe mit dem Landkeis Cuxhaven.
Coll de Manrella - Boadella-Stausee - El Port de la Selva - Llanca - Colera - Portbou - Coll dels Belitres/ Cerbère 20. bis 26.02.2018
20./21.02. Coll de Manrella - Boadella-Stausee 18 km
Dienstag fahren wir an den Boadella-Stausee. Seit unserem Besuch Mitte Januar (Reisebericht Teil 7) hat sich am niedrigen Wasserstand leider kaum etwas geändert.
21. bis 23.02. Boadella-Stausee - Garriguella - El Port de la Selva 48 km
Was ist das? Die Duschen auf einem Campingplatz, in einem Schwimmbad? Nein, dies ist die Weintankstelle der Kooperative in Garriguella.
Auf dem Weg an die Küste stocken wir hier am Mittwoch unsere Weinvorräte gut und günstig auf. Man kann den Wein zum angegebenen Literpreis in mitgebrachte Kanister zapfen lassen oder leere Kanister verschiedener Größen kaufen und füllen lassen. Wir kaufen stattdessen einige Flaschen und Weinschläuche (Bag-in-Box) wegen der längeren Haltbarkeit.
Im Norden der Costa Brava wird es wieder recht stürmisch. So können wir uns am Anblick der Wellen und der Gischt erfreuen.
Am gemütlichsten ist das natürlich im sonnengewärmten Campingbus.
Frei vorm Wind stehen bei Böen bis 70 km/h ist aber nicht so gut für die Nachtruhe. Dafür begeben wir uns wie schon Ende Januar (Reisebericht Teil 10) auf den Parkplatz hinter dem Appartementhaus in El Port de la Selva.
23. bis 25.02. El Port de la Selva - Llanca - Colera 15 km
Am Freitag fahren wir zunächst nach Llanca. Die meisten Parkplätze wurden mit Verbotsschildern für Wohnmobile versehen, ...
... nur auf dem Platz zwischen Hafen und Restaurants sehen wir keins.
Da wollen wir natürlich nicht bleiben, uns locken die Berge hinter der Küste im Norden.
An den Pisten gibt es einige mal kleine, mal große Schotterflächen. Schon nach kurzer Zeit bekommen wir tierischen Besuch.
Schnell rein in den Campingbus, Fenster aufmachen und die versteckte Kamera schussbereit halten. Auch Bella schaut von oben herab auf die Rindviecher.
Wer hat hier das Horn falsch gedreht?
Kann kuh diese stacheligen Sträucher fressen?
Anscheinend ja.
Das sieht jetzt aber nach Zungen-Piercing aus :-).
Sind die nicht niedlich?
Ein Spaziergang steil bergauf führt zu einem großen Platz mit Blick über Berge und Meer.
Zwischen den kargen Bergen wird Wein angebaut.
Vom Frühstückstisch blicken wir auf der einen Seite aufs Meer, ...
... auf der anderen Seite sehen wir die östlichsten Gipfel der Pyrenäen.
25./26.02. Colera - Portbou - Coll dels Belitres/ Cerbère 15 km
Von Colera nach Portbou nehmen wir nicht die schnelle N 260 durch den Tunnel sondern die alte kurvenreiche N 260a über den Coll de Frare. Die Strecke bietet auf der Südseite eine phantastische Aussicht auf Colera und Llanca. Wenn es nicht so diesig wäre, könnten wir auch El Port de la Selva und das Cap de Creus sehen.
Da hat aber jemand ein windschnittiges Haus auf die Felsen gebaut!
Die Kakteen am Südhang sehen etwas unterernährt aus - "Stickstoffmangel", sagt die Gärtnerin an Bord.
Am Pass "Coll de Frare" auf 202 m Höhe werden wir von kräftigem Wind empfangen.
Eine Info-Tafel erklärt den Grund und die Folgen des Tramuntana-Windes und zeigt einige Geschindigkeitsrekorde zwischen 2001 und 2003.
Vom Parkplatz blickt man auf den spanischen Grenzort Portbou. Die Grenze zu Frankreich am Pass gegenüber markieren die zwei weißen Häuser. Die N 260a ist auch für Dickschiffe problemlos befahrbar. Auf diesem Foto seht ihr den Reisebus, der gleichzeitig mit uns den Pass erreicht hatte.
Die Bahnhofsanlagen von Portbou scheinen größer zu sein als der Rest des Ortes. Die Strecke über Portbou und Cerbere war lange eine der zwei Bahnverbindungen zwischen Spanien und Frankreich. Seit Eröffnung der Schnellbahnstrecke zwischen Perpignan und Figueres verkehren hier nur noch Regionalbahnen und Güterzüge.
Viele Häuser in Portbou stehen leer und auch die Bahnhofsgebäude wirken wie "Lost Places".
Ob die Kirche noch genutzt wird?
Da steht ein moderner Zug mit laufenden Motoren. Fahrgäste sehe ich zwar nicht, aber Barcelona steht als Ziel dran.
Dann entdecke ich sogar eine Digitalanzeige mit Abfahrtszeiten nach Barcelona und zum französischen Grenzort Cerbère.
Ich habe gerade die Kamera ausgelöst, da höre ich neben mir eine Stimme. "Foto interdit!" Eine uniformierte Frau steht da und zeigt auf die Anzeigetafel. Ich gucke wohl etwas begriffsstutzig. Sie zeigt nochmal auf die Anzeigetafel und wiederholt unmissverständlich: "Foto interdit".
Nun würde ich ja gern mit ihr klären, ob das nur für die Anzeigetafel oder die ganze Bahnhofsanlage gilt und weshalb. Dazu reichen aber meine Sprachkenntnisse nicht und so mache ich mich schnell davon, bevor sie noch die bisherigen Fotos sehen will oder gar meine Kamera beschlagnahmt.
Die Publikation von Abfahrtszeiten der Züge könnte natürlich zu einem Ansturm potentieller Fahrgäste führen. Zum Beispiel könnten Wohnmobilisten den gebührenpflichtigen Stellplatz am Hafen von Portbou nutzen ...
... und mit dem Zug von hier nach Barcelona, Figueres oder andere Orte fahren. Um das zu vermeiden, gibt es wahrscheinlich das Fotografierverbot :-).
Nachdem ich diese Bilder mit meinen lästerlichen Kommentaren auf meiner Facebookseite gepostet habe, werde ich umgehend von einer aufmerksamen Leserin auf die Rechtslage in Spanien hingewiesen: Das Fotografieren von Bahnhöfen in Spanien ist verboten, sofern man keine ausdrückliche Genehmigung dafür hat!
Grundsätzlich bin ich ja ein gesetztestreuer Mensch! Wenn das Parken mit dem Wohnmobil zum Beispiel verboten ist, bleibe ich in der Regel nicht auf solch einem Platz. Es gibt aber Vorschriften, die ich für völlig willkürlich und unsinnig halte. Vom Bahnhof in Portbou findet man zum Beispiel etliche Fotos im Internet. Einem eventuellen Strafverfahren sehe ich deshalb gelassen entgegen und liefere der spanischen Staatsanwaltschaft oben die Beweismittel gratis.
Zur Zeit der Franco-Diktatur hätte ich mich sicher vorsichtiger verhalten. Am Ende des vorherigen Reiseberichtes habe ich über die Denkmäler für Flüchtlinge ausführlich berichtet.
Auch am Coll dels Belitres an der spanisch-/französischen Grenze gibt es solch eine Erinnerungsstätte.
1939 - 1945 Europa! Jetzt Afghanistan, Birma, Kongo, Syrien, ... Wie sich die Bilder gleichen!
Als "Kontrast" zu den Bildern der Opfer der Franco-Diktatur steht auch der Franco-Monolith noch:
Vom Coll de Belitres an der spanisch-/französichen Grenze mache ich die letzten Fotos von Portbou.
Bei der Fahrt zum und vom Stellplatz könnte das Wohnmobil schon mal eine Salzwasserdusche abbekommen.
Ob es strafverschärfend als feindliche Spionage gewertet wird, wenn man von der französischen Seite der Grenze ein Foto des Bahnhofs von Portbou macht?
Abschied von L`Empordà / Katalonien nach sechseinhalb Wochen
Die Überwinterung von Andreas und Claudia Reufenheuser und ihr Bericht darüber hat uns erst auf die Idee gebracht, im Dezember zunächst nach Südfrankreich zu fahren.
Aber "Slow Travel", so wie sie es gemacht haben, ist nicht unser Ding. Ab Januar werden wir nach Galicien und Portugal fahren und dort unsere größeren Runden drehen, das war unser Plan beim Start!
Und was ist passiert? Am 5. Januar haben wir Port-Vendres mit 59.011 km auf dem Tacho erreicht, am 1. März haben wir es mit 60.027 km wieder verlassen. Das macht in den 8 Wochen einen Tagesdurchschnitt von 18,65 km. Ob wir die "Slow-Travel"-Experten damit unterboten haben?
6 ½ dieser 8 Wochen waren wir an der Costa Brava und im Hinterland fast nur in der Region L`Empordà unterwegs, auf einer Fläche von der Größe des Landkreises Cuxhaven! Nur dreimal haben wir für wenige Kilometer die Grenze überschritten nach Besalú, Cassà de la Selva und Tossa de Mar.
Comarca (Landkreis) Alt Empordà ist mit 1.357 qkm etwas größer als unser Heimatkreis Lippe. Zusammen mit Comarca Baix Empordà (702 qkm) ergibt sich eine Gesamtfläche von 2.059 qkm, nur ein Quadratkilometer mehr als der Landkreis Cuxhaven mit 2.058 hat!
Soviel Abwechslung auf solch einer kleinen Fläche - hättet ihr das beim Verfolgen unserer Reiseberichte ab Teil 7 gedacht?
Die Küste wechselt zwischen Steilküste und weiten, breiten Sandstränden. Von fruchtbaren Ebenen geht es steil bergauf auf über 1.400 m hohe Gipfel. Bis auf 1.120 m Höhe haben wir es in einer abenteuerlichen Fahrt mit unserem Campingbus geschafft.
Die hübschen weißen Dörfer und Altstädte an der Küste unterscheiden sich im Baustil sehr von den vielen Mittelalter-Dörfern mit Naturstein-Häusern im Hinterland. Aber sehenswert sind sie alle, mit ihren engen Gassen und steilen Treppen, ebenso die vielen Burgen und Wehrtürme.
Menhire und Dolmen aus prähistorischer Zeit kann man besichtigen, Ruinen von Griechen und Römern und von Iberern, dem uns bisher völlig unbekannten Volk aus vorchristlicher Zeit. Letztlich können historisch Interessierte sich vor allem in der Nähe der Grenze zu Frankreich über den Bürgerkrieg und die Folgen der Franco-Diktatur informieren.
Die Spuren bzw. Kunstwerke von Salvator Dalí und anderen Künstlern sind unübersehbar!
Als Freisteher konnten wir Fuchs und Wildschwein aus dem Wohnmobil sehen und wurden von einer Kuhherde umzingelt. Besonders fasziniert haben uns an zwei Orten die Mönchssittiche.
Ach ja, und dann der Straßenkarneval in Palamòs. Der hat uns Karnevalsmuffel zu Karnevals-Fans gemacht, jedenfalls in der katalanischen Variante mit Rammstein, Punk und Bollywood.
Nun haben wir also Spanien verlassen - bzw. den winzigen Teil Spaniens im Nordosten. Am 1. März ist meteorologischer Frühlingsanfang - und uns erwischt in Südfrankreich statt Frühlingswetter der Winter in voller Härte.
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