Mit dem Wohnmobil durch Norddeutschland in die dänische Südsee im Mai 2011 - Teil 3 von 4Alsen - eine Ostsee-Insel für Entdecker, Naturfreunde, Historiker, Wassersportler, Wanderer, Radfahrer, ...Aufmerksam geworden auf Alsen sind wir 2010 beim Besuch des Emil-Nolde-Hauses in Seebüll. Im Dokumentarfilm über sein Leben wurde über den Aufenthalt auf Alsen berichtet, wobei uns die Fotos von der Steilküste mit dem Wald an der Ostsee motiviert haben, uns näher über die Insel Alsen (Als, Alsø) zu informieren. Je mehr Bilder wir gesehen und je mehr wir gelesen haben um so größer wurde der Wunsch, die Insel "in echt" kennen zu lernen. Erst hatten wir 2 Übernachtungen geplant, nun sind es 5 geworden und wir haben längst nicht alles gesehen, was man hier "erforschen" könnte. Soviel Wald, soviel abwechslungsreiche hügelige Landschaft, vor allem aber über 5.000 Jahre Kultur und Geschichte hatten wir nicht erwartet. Dabei sind es weniger die Schlösser sowie die sichtbaren Erinnerungen an die wechselhafte Dänisch-/ Deutsche Geschichte der Region Sönderborg nördlich der Flensburger Förde als die Reste "normaler" Alltagsgeschichte, die uns fasziniert haben. Insofern fehlt also Einiges auf dieser Seite, was unserer subjektiven Auswahl zum Opfer gefallen ist, z.B. die Museen in Sönderborg und "Danfoss Universe" in Nordborg. Trotzdem wird diese Seite informationshaltiger als unsere üblichen Reiseberichte. Die Hintergrundinformationen dazu hatten wir teilweise vorher im Internet recherchiert, teilweise den Informationsbroschüren entnommen, die wir auf dem Campingplatz Lillebælt in Fynshav erhalten haben. Außerdem gibt es an fast allen historisch interessanten Plätzen Informationstafeln, die häufig auch deutschsprachige Erklärungen enthalten. Dem Auslöser unseres Interesses an Alsen begegnen wir nur einmal in Form eines kurzen Textes in der Beschreibung der Fahrradroute durch den Wald "Nørreskov": "Der bekannte Maler Emil Nolde wohnte ab 1903 einige Jahre im Nørreskov. Er hatte an der Küste ein kleines Atelier und viele meinen, dass seine Bilder in diesen Jahren heller und farbintensiver geworden sind. ..." An diese Worte muss ich denken, wenn ich das erste Foto unseres Aufenthalts auf Alsen sehe. Nach der bzw. in der ersten Nacht werde ich zufällig um 5:40 Uhr wach, schaue aus dem Fenster und greife sofort zur Kamera: Gerade ist die Sonne aufgegangen und lugt durch die kleinen Lücken im fast völlig bedeckten Himmel. Solch einen Ausblick gibt es natürlich nur, wenn man ohne Sichtbehinderung an einer Ostküste steht - Emil Nolde hat seinen "Wohnort auf Zeit" sicher mit Bedacht gewählt! Genau solch einen Platz haben wir erwischt - auf dem Campingplatz Lillebælt in Fynshav. Auf dem terrassierten Platz sind bei unserer Ankunft - und auch an den Folgetagen - die unteren Reihen frei, darüber stehen Wohnwagen und Zelte der Dauercamper. Eine Nachfrage bei Jens an der Rezeption ergibt: Grundsätzlich werden die unteren Reihen für Kurzzeitgäste freigehalten - SUPER! So haben wir den freien Blick aufs Meer und auf die Fähren, die zwischen dem etwa 1 km entfernten Anleger in Fynshav und den Inseln Fünen und Ærø verkehren. Wie erreicht man diesen tollen Campingplatz? Ganz einfach, von Deutschland aus dreimal abbiegen: Auf der A 7 nach Dänemark fahren, an der 2. Abfahrt nach der Grenze rechts abbiegen auf die Straße 8, auf dieser 46,5 km Richtung Osten bis zum Ortseingang von Fynshav, hier dem Campingwegweiser folgend rechts abbiegen und nach ca. 700 m links zum Campingplatz abbiegen schon ist man da! Ab und zu sind auch Frachtschiffe zu sehen sowie Fischkutter und Segelschiffe. Wir sind ja nur selten auf Campingplätzen anzutreffen (wir sind eher "Freisteher"), aber hier bleiben wir 5 statt der zunächst geplanten 2 Nächte. Schöner und ruhiger kann ein Stellplatz nicht sein und wie schon in der Einleitung erwähnt brauchen wir viel mehr Zeit als erwartet zur "Erforschung" der Insel. Die Erforschung beginnt gleich an der Steilküste neben dem Campingplatz. Die Ostsee wirkt so ruhig und harmlos, nur ganz leise plätschern winzige Wellen neben unserem Wohnmobil ans Ufer. Aber das Meer kann wohl auch anders, wie diese unterspülten und dann abgestürzten Baumruinen zeigen. Geht man vom Campingplatz Lillebælt aus nordwärts passiert man den Jachthafen, überquert die Straße zum Fähranleger und ist schon im Nørreskov. "Der Nørreskov ist einer der längsten Küstenwälder Dänemarks. Er erstreckt sich am Meer über fast 9 km ..." Wer nun denkt: "Im Wald spazieren gehen kann ich auch zuhause" wird hoffentlich durch die Fotos und Bildunterschriften motiviert, nicht auf ausgiebige Wanderungen oder Radtouren in diesem ungewöhnlichen Wald zu verzichten. Zunächst ist es natürlich die Küstenlinie - mal flach, mal als Steilküste mit unterspülten und abgestürzten Bäumen, die der heimische Wald wohl kaum bietet. Bei diesem Anblick könnte man vermuten weiter im Norden Skandinaviens zu sein - kommt gleich der Elch um die Ecke? Nein, natürlich nicht. Ein Fuchs huschte kurz vor uns über Weg aber die Kamera war natürlich nicht schnell genug schussbereit. Keine Kameraprobleme gab es hingegen ... ... bei diesen wildaussehenden Tieren. Massenweise gab es Orchideeen, die sich bis direkt an den Strand ausdehnten. Das Knabenkraut fühlt sich offenbar sehr wohl in dieser Umgebung. Das gilt auch für den Meerkohl, der an einigen Strandabschnitten üppig wächst. Wer als Baum in der ersten Reihe steht ist nicht nur mit seinen Wurzeln den Wellen bei Sturm ausgesetzt sondern auch oberirdisch mit seinen Ästen dem Sturm. Plötzlich entdecken wir bei unserer Wanderung eine Informationstafel neben diesem Stein - und erreichen damit den historischen Teil unserer Waldspaziergänge: Am 16. September 1944 stießen über dem Wald zwei Bomber zusammen, Teile der weit verstreuten Leichen wurden hier später beigesetzt. Weiter zurück in der Zeit erreichen wir etwas später die "Grønne Bro", die vor mehr als 200 Jahren aus diesen beiden Granitblöcken erbaut wurde. Der Weg ist die Fahrstraße durch den Wald - kurz danach überqueren wir mit unserem Wohnmobil die Brücke - massive Wertarbeit aus dem 19. Jahrhundert! In der Nähe liegen weitere Zeugnisse der Geschichte, allerdings kaum erhalten. Vom 1555 erbauten Schloss Østerholm sieht man nur die nicht fotogenen Grundrisse und von der Burg Helvedgard aus dem 14. Jahrhundert nur noch diesen Burgwall. Aber schon viel früher wurde Alsen besiedelt - über 250 Grabhügel und Dolmen aus der Zeit vor ca. 5.000 Jahren soll es auf der Insel geben, davon über 80 hier im Nørreskov. Ausgestattet mit der Wanderkarte für den "Nørreskoven" - kostenlos erhältlich auf dem Campingplatz - lassen sich viele davon finden. Die "fotogensten" Steingräber mit dem wohl schwersten Deckstein - geschätzt 20 Tonnen - gibt es jedoch ca. 4 km südlich des Campingplatzes in dem kleinen Wald Blommeskobbel. Zitat der Info-Tafel an den drei Grabhügeln: "Die Dolmen sind Gräber aus der Bauernsteinzeit. Sie sind zwischen 3.500 und 3.100 v.Chr. für die führenden Mitglieder der frühen Bauerngesellschaft errichtet worden."
Von der Ostküste machen wir einen Abstecher ins Inselinnere nach Lysabild zur dortigen landestypisch weißen Kirche, darin "ist ein Schalenstein mit 108 Schälchen eingemauert". Wir wissen nicht, was das ist - woran sich auch nach dem Kirchenbesuch nichts ändert. Außen entdecken wir nichts Auffälliges und auch keine Hinweistafel - hinein können wir nicht, da die Kirche abgeschlossen ist. Dank Jens vom Campingplatz haben wir später erfahren: Der Stein in der Mauer auf der Rückseite der Kirche (vom Parkplatz aus gesehen) ist der Schalenstein - was wir aber nicht erkannt haben, da wir nicht wussten, was ein Schalenstein ist. Hier der Link zum Foto und der dänischsprachigen Erklärung. Hier verrät Wikipedia, was es mit "Schalensteinen" auf sich hat. Hier blühen noch die Apfelbäume am Leuchtturm von Kegnæs. Dies ist eine Halbinsel, die über einen schmalen Damm mit Alsen verbunden ist. Hier befindet sich der Übergang von der Ostsee in die Flensburger Förde. Vom Leuchturm (geöffnet 10 Uhr bis 16 Uhr, Eintritt 10 Kronen) sieht man beim Blick nach Südwesten die Südküste von Kegnæs sowie ganz weit "hinter dem Wasser" die deutsche Küste. Beim Blick nach Norden leuchten jetzt Mitte Mai die südlichsten Rapsfelder von Alsen in der Sonne. Wir umrunden die Halbinsel und haben dabei auf der Nordseite von Kegnæs die Steilküste von Alsen im Blick. Im Südwesten bei Sønderby geraten wir plötzlich auf eine schmale Einbahnstraße - bei starkem Südwind möchten wir hier nicht fahren - , westlich vor uns das "Broager Land", im Süden wieder die deutsche Küste an der Flensburger Förde bei Westerholz. Nun sind wir wieder auf Alsen mit einem Blick über das Wasser auf die Halbinsel Kegnæs. Hier schauen wir uns zunächst die Windmühle von Vibæk an (Vibæk Mølle) ... ... und wenden von der Windmühle unseren Blick ins Tal - idyllischer geht es nicht, oder? Hier gibt es gleich unterhalb der Windmühle eine Wassermühle (Vibæk Vandmølle), ... ... bei der aber wohl schon lange kein Wasser aus dem aufgestauten Teich auf das Mühlrad gelaufen ist. Nach soviel "Alltagskultur" nun zur adeligen Hochkultur, ... ... dem Schloss Augustenborg. Aber trotz Königsfamilie stecken die Dänen nicht riesige Summen in den Erhalt von Adelspalästen, sondern nutzen dieses repräsentative Gebäude als Krankenhaus. Auf dem Weg zum Schloss entdecken wir in der Schlossallee das langgezogene Gebäude mit der Info-Tafel - wer seinerzeit Dienstbote "bei Herzogs" war, hatte offenbar das Große Los gezogen! Wir ziehen weiter, verzichten auf den Besuch des Skulpturengartens 700 m vom Schloss entfernt ... ... und halten stattdessen bei dieser "Skulptur", die sich direkt an der Straße 405 bei Egen befindet. Es ist eine Sonnenuhr - 12 m hoch mit 28 m Durchmesser - die die Zeit mit einer Genauigkeit von +/- 1 Minute anzeigt. Die genaue Funktionsweise je nach Jahreszeit und Sonnenstand wird auf den Info-Tafeln erläutert. Der Praxistest am 13. Mai 2011 um 13:40 Uhr zeigt - die Uhr "tickt" richtig! Schräg gegenüber der Sonnenuhr auf der anderen Seite der Straße 405 wird es an der Kirche von Egen wieder historisch: Dies sind Kirchenställe! "Sie wurden vor der Kirche zwischen 1793 und 1884 errichtet und sind heute die einzigen erhaltenen Kirchenställe in Dänemark. Die Bauern nutzten sie zum Unterstellen der Pferde, wenn sie in die Kirche gingen." Auf dem Weg nach Norden ist nochmal eine Mühle dran, die Reetdachmühle von Havnbjerg von 1836. "Sie war bis 1961 in Betrieb, wurde seitdem restauriert und ist heute eine funktionsfähige Museumsmühle." - geöffnet wie auch andere Mühlen an einzelnen Tagen im Jahr, Info über die Touristen-Informationen der Orte. Zum Schluss nochmal ein Schloss - diesmal das Schloss Nordborg am 2,5 km langen Nordborgsee, dem größten Binnensee Alsens. Auch dieses Schloss dient nicht mehr als Unterkunft für Adlige, sondern als Schule. Der See kann auf einem Wanderweg umrundet werden - was wir aber nicht tun. Inzwischen ist es nach 15 Uhr, wir sind kurz nach 9 auf dem Campingplatz bei Fynshav gestartet. Dorthin fahren wir jetzt zurück und beim Blick auf den Tacho sehen wir nach der Ankunft: Mit einigen hier nicht beschriebenen Um- und Abwegen waren wir heute 137 km unterwegs. Eigentlich sollten es 2 Touren werden mit Einschluss der "Hauptstadt" der Region - Sönderborg. Aber aufgrund der schlechten Wetterprognose für den nächsten Tag haben wir Sönderborg ausgelassen und alles andere an diesem einen Tag "durchgezogen". Teil 2: Travemünde und durch die Holsteinische Schweiz zum Nordostseekanal.
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